Pfarrkirche St. Joseph

Blick von der Isernhagener Straße/Ecke Steinmetzstraße auf die St. Joseph-Kirche.

Seitenaltar des Hl. Joseph, mit Jesuskind auf dem Schoß. Link der Hl. Joachim, rechts die Hl. Jugendrau Maria in kindlicher Darstellung, daneben die Hl. Mutter Anna. Ursprünglich hielt der Hl. Joseph eine Lilie in der Hand, welche später durch eine Schriftrolle ersetzt wurde.

Die Pfarrkirche St. Joseph

In der mehr als hundertjährigen Geschichte seit der Kirchweihe am 4. August 1912 ist die St. Joseph-Kirche äußerlich weitgehend unverändert geblieben. Im Inneren aber hat sie im Laufe der Jahrzehnte mehrere grundlegende Wandlungen erfahren. War sie zunächst einheitlich hell gestrichen, ließ die Gemeinde sie ab den 1920er Jahren Stück für Stück ausmalen, so dass schließlich der Bereich des Altarraums vollständig und Haupt- sowie Querschiff teilweise mit Bildern versehen waren.
Durch die Zerstörungen im 2. Weltkrieg ging dann diese Ausmalung vollständig verloren und wurde auch nicht wiederhergestellt. Stattdessen setzte man durch den farbigen Anstrich einiger Flächen und Architekturteile Akzente. Vor allem aber wurden farbige Fenster eingebaut, in der Apsis und in den Seitenschiffen mit gegenständlichen Darstellungen von großer Leuchtkraft.
Infolge der Liturgiereform des II. Vatikanischen Kozils verlor der alte Hochaltar weitgehend seine Funktion; an seine Stelle trat der nach vorne gerückte sogenannte Volksaltar. Dennoch verblieb der Altar in gehöriger Entfernung von der feiernden Gemeinde in deutlich erhöhter Position. In den bisherigen Hochaltar wurde ein neues Mittelteil mit dem Tabernakel eingesetzt.
Im Jahr 2024 wurde die Kirche für ein Jahr geschlossen und grundlegend saniert sowie umgestaltet. Zwei Motive waren dabei ausschlaggebend: Zum einen ging es darum, den Kirchenraum in einen baulich sicheren Zustand zu versetzen; Risse im Gewölbe, herabfallender Putz, aber auch eine marode Elektrik machten diesen Schritt unumgänglich. Zum anderen aber ging es darum, durch eine Veränderung der Raumaufteilung noch deutlicher werden zu lassen, dass auf dem Altar nicht vor der Gemeinde, sondern in und mit der Gemeinde Eucharistie gefeiert wird. So wurde der Altar aus seiner hohen und entfernten Position heruntergeholt und in die Vierung der Kirche gestellt, hervorgehoben nur durch eine Stufe.
Im Zuge dieser Neugestaltung des Innenraums wurden auch die beiden bis dato farblos und durchsichtig verglasten großen Rundfenster im Querschiff künstlerisch gestaltet und mit farbgewaltigen, abstrakten Darstellungen versehen, die an Geburt und Tod (S-Seite, rechts) bzw. Auferstehung und Himmelfahrt Jesu (N-Seite, links) denken lassen.

Übrigens: Das Kreuz im Grundriss, das von Längs- und Querschiff gebildet wird und im Innenraum der Kirche kaum wahrnehmbar ist, kann man aus der Vogelperspektive - am Dachfirst - gut erkennen.

Aus der Festschrift "75 Jahre Sankt Joseph Hannover / Namen - Daten - Fakten - Erinnerungen" (Auszug):

Im Pfarrbrief von 1937, im Jahr des 25jährigen Jubiläums, wird lobend hervorgehoben: "Bei der Gestaltung des Innenraums der Kirche ging der Erbauer von dem Gesichtspunkte aus, dass die Feier des Gemeindegottesdienstes am Hochaltar möglichst von allen Plätzen aus mühelos verfolgt werden könne. Daher zeigt der Grundriss ein unmittelbar an den Chorraum sich anschließendes sehr breites Querschiff und ein gleich breites Mittelschiff, während die Seitenschiffe nur als Gänge ausgebildet sind."

In der Tat: Das Mittelschiff ist mit einer Breite von 12 m bei einer Gesamtlänge der Kirche (incl. Chor) von 38,50 m und einer Innenhöhe von 14,50 m erstaunlich weit, während die Seitenschiffe nur eine Breite von 4 m und eine Höhe von 5,50 m erreichen. St. Joseph ist also eine Vorstufe zu den modernen Saalkirchen, die auf eine Schiffbildung ganz verzichten.

Noch vor der Kirchweihe, im Juni 1912, starb der Architekt Maximilian Jagielski. Von seinen Vorstellungen zur Ausstattung des Kircheninneren wissen wir wenig. Erhalten blieben Entwürfe für den Hauptaltar, zur Kommunionbank und zu einem Seitenaltar. Der [Haupt-]Altar entstand bereits 1912. Die tempelartige Anlage wurde nach dem Entwurf von Jagielski ausgeführt. Die Reliefs der Altartafeln wurden von dem Bildhauer Anton Mormann aus Wiedenbrück gearbeitet. Sie waren von Anfang an für eine Bemalung vorgesehen, aber erst neun Jahre später, 1921, erhilet der Hochaltar seine Polychromierung von anderer Hand.
Der linke und der rechte Flügel besitzen auch auf der Rückseite Darstellungen, die sichtbar wurden, wenn der Altar geschlossen war. Die linke Seite zeigt in diesem Zustand unten die Geburt Christi, oben die Himmelfahrt; die rechte Seite unten die Jünger in Emmaus und oben die klugen Jungfrauen mit ihren Lampen und Lilien. Geöffnet stellen die Reliefs von links unten bis rechts oben gelesen dar: Der ungläubige Thomas legt den Finger in die Seitenwunde Christi - die Schlüsselübergabe an Petrus - die Kreuzigung - Christus als der gute Hirte - das Abendmahl - "Lasset die Kinder zu mir kommen" - Speisung der 5000 - Jesus und Johannes d. T. als Kinder.